Miniaturponys haben eine besondere Gabe. Sie spenden Trost, wecken Erinnerungen und schaffen Momente der Nähe – ohne ein einziges Wort. Ihre Anwesenheit allein verändert die Atmosphäre eines Raumes. Besonders in Hospizen und Pflegeeinrichtungen entfalten sie ihre Wirkung: Sie holen Menschen für einen Moment aus ihrer Realität, bringen sie zum Lächeln oder schenken ihnen eine stille, tiefe Verbindung.
Carola Weidemann begleitet mit ihren speziell ausgebildeten Ponys regelmäßig Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Sie hat über 35 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Pferden und weiß genau, wie sensibel ihre Tiere auf die Stimmungen der Menschen reagieren. Mit Geduld und Feingefühl bereitet sie ihre Ponys auf diese besondere Aufgabe vor.
Heilung durch Nähe
Therapieponys wirken auf einer tiefen, emotionalen Ebene. Sie brauchen keine Worte, um Trost zu spenden. Ihre sanfte Präsenz senkt nachweislich Stress und fördert das Wohlbefinden. Besonders Menschen, die es schwer haben, ihre Gefühle auszudrücken, öffnen sich durch die Begegnung mit den Tieren.
Carola beobachtet immer wieder, wie Menschen, die sich lange zurückgezogen haben, in der Nähe der Ponys aufblühen. Das Streicheln des weichen Fells, das langsame Atmen der Tiere und die geduldige Art, mit der sie einfach da sind, schaffen einen Moment der Ruhe.
Ein stiller Begleiter
Die Ponys kommen in die Räume, ohne Erwartungen zu stellen. Sie bleiben stehen, lassen sich berühren oder beobachten einfach nur den Menschen vor sich. Diese Stille ist oft heilsamer als viele Worte.
Ein Bewohner, der seit Wochen nicht mehr gesprochen hatte, hob vorsichtig seine Hand, um das Pony zu berühren. Sein Blick veränderte sich, wurde weicher. Diese Momente sind es, die zeigen, wie tief die Verbindung zwischen Mensch und Tier gehen kann.
Die Ausbildung braucht Zeit
Nicht jedes Pony eignet sich für diese Arbeit. Es braucht ein ausgeglichenes Wesen, eine hohe Reizschwelle und den Wunsch, mit Menschen in Kontakt zu treten. Carola beginnt früh mit der Ausbildung, um die Ponys behutsam an ihre Aufgabe heranzuführen.
Die Tiere lernen, auf verschiedene Umgebungen vorbereitet zu sein. Rollstühle, medizinische Geräte, ungewohnte Geräusche oder enge Räume dürfen sie nicht verunsichern. Nur wenn sie sich selbst sicher fühlen, können sie auch den Menschen diese Sicherheit vermitteln.
Ruhe ist der Schlüssel
Ein gutes Therapiepony strahlt Ruhe aus. Es bleibt gelassen, wenn jemand sie vorsichtig berührt oder wenn ein Bewohner unsicher auf sie zugeht. Diese Ruhe überträgt sich auf die Menschen.
Carola stellt sicher, dass ihre Ponys nie überfordert werden. Sie plant die Einsätze genau, wechselt die Tiere ab und achtet darauf, dass sie genügend Zeit zur Erholung haben. Ein gestresstes Pony kann keine Heilung bringen – deshalb sind Ruhephasen genauso wichtig wie die Arbeit selbst.
Emotionen ohne Worte
Die Reaktionen auf die Ponys sind oft überwältigend. Manche Bewohner sprechen zum ersten Mal seit langer Zeit, andere lächeln oder zeigen eine plötzliche Lebendigkeit.
Ein Bewohner, der kaum noch reagierte, öffnete die Augen, als das Pony vorsichtig seinen Kopf senkte. Er schien für einen Moment wieder ganz präsent zu sein. Diese stillen Verbindungen sind es, die die Besuche so wertvoll machen.
Trost für Angehörige
Nicht nur die Bewohner profitieren von der Anwesenheit der Ponys, sondern auch ihre Familien. Der Abschied von einem geliebten Menschen ist schwer, doch ein Moment der Freude oder Nähe kann den Schmerz für einen Augenblick lindern.
Angehörige sehen ihre Liebsten oft in einem neuen Licht – nicht als Patient, sondern als jemand, der sie noch immer fühlen, erleben und genießen kann. Diese Erinnerungen bleiben.
Pflegekräfte erleben Entlastung
Auch das Pflegepersonal nimmt die Besuche der Ponys als Bereicherung wahr. Die Tiere bringen eine besondere Energie mit, die die Atmosphäre im gesamten Haus verändert.
Ein Tag, an dem die Ponys da sind, ist kein gewöhnlicher Tag. Es wird mehr gelächelt, mehr gesprochen. Das wirkt sich auf alle aus – nicht nur auf die Bewohner, sondern auch auf die Menschen, die sie täglich begleiten.
Die richtige Balance
Die Einsätze der Ponys sind genau durchdacht. Carola sorgt dafür, dass die Tiere nicht zu lange im Einsatz sind, damit sie ihre Arbeit mit Freude machen. Sie brauchen Pausen, Zeit für sich, Momente der Entspannung.
Nach jedem Besuch kehren sie auf ihre Weide zurück, wo sie sich frei bewegen und einfach Pony sein können. Diese Erholung ist essenziell, um langfristig als Therapiehelfer arbeiten zu können.
Mehr als nur ein Tier
Ein Therapiepony ist kein gewöhnliches Pony. Es ist ein Begleiter, ein Zuhörer, ein Tröster. Es versteht, ohne zu urteilen, es bleibt, ohne etwas zu verlangen.
In einer Lebensphase, in der viele Worte nicht mehr ausreichen, bringen Ponys eine stille Heilung – eine, die tief geht und bleibt.
Über die Autorin
Carola Weidemann ist seit über 30 Jahren als Reitlehrerin und Ausbilderin in der Dressur tätig und hat eine besondere Leidenschaft für Therapie-Ponys. Mit viel Geduld bildet sie ihre Miniatur-Ponys zu liebevollen Begleitern für Senioren und Kinder aus und sorgt dabei stets für ihr Wohlbefinden. Ihre Ponys schaffen es, Freude und besondere Momente in das Leben der Menschen zu bringen.
https://www.instagram.com/pumuckel_w/